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Mies van der Rohe, ein führender Architekt der Moderne, hat das Schlagwort ‘less is more’ - ‘weniger ist mehr’ geprägt. Die Architekten des Neuen Bauens zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten das Stilgemisch der Gründerzeit abgelehnt, sich gegen das Ornament gewandt und ‘Wahrheit’ von Konstruktion und Material zu einem Grundsatz ihrer Bauten erhoben.

Gropius, Mies van der Rohe, Le Corbusier und viele weitere haben in den 20er- und 30er-Jahren hervorragende Meisterwerke des neuen Stils entworfen, der sich in der Folgezeit zum Internationalen Stil entwickelte. Mit der Breitenwirkung des Internationalen Stils, mit der Industrialisierung des Bauens und einem ökonomisch geprägten Funktionalismus trat in der Nachkriegszeit eine Verflachung der Baukunst ein.

Als Gegenreaktion gegen die Priorität von Ökonomie, Funktion und Rationalismus entstand in den 80er-Jahren die Bewegung der Postmoderne, deren Vertreter Venturi das Schlagwort ‘less is a bore’ - ‘weniger ist langweilig’ in Umlauf brachte. Da die ‘dekorierten Schuppen’ und ‘learning from Las Vegas’ für eine fundierte Auseinandersetzung mit Architektur nicht ausreichten, verschwand die Postmoderne jedoch rasch in der Versenkung.

Unter den aktuellen Strömungen ist auch das Einfache Bauen wieder auf der Tagesordnung. Unter Berücksichtigung der Erfahrungen des 20. Jahrhunderts muss es sich mit den folgenden Fragen auseinander setzen: Unter welchen Voraussetzungen ist weniger mehr? Was muss der sinnvollen Tendenz zu einfachen Bauen hinzugefügt werden, damit Oberflächlichkeit und Eintönigkeit vermieden und Tiefgründigkeit erreicht werden kann?